Hochzeitsbräuche
In der Slowakei sind die Hochzeiten sehr verschieden. Es wird viel getanzt, die
Stimmung ist ausgelassen und mit den etwas steifen deutschen Hochzeiten nicht zu
vergleichen. Vor allem die Symbole spielen eine große Rolle. Je nach Region
kommen dadurch verschiedene Hochzeitsbräuche zum Einsatz. Hier möchten wir die
in Štrba üblichen vorstellen.
Slowakische Traditionen:
Um die Hand anhalten
Trotz der Verlobung gibt es auch noch am Tag der Trauung eine kleine Zeremonie,
die sich im engeren Kreise der Familie (Eltern, Großeltern, Pateneltern,
Geschwister und Brautjungfern) abspielt. In dieser hält der Bräutigam noch mal
um die Hand der Braut an. Nachdem der Brautvater zugestimmt hat, bekommt der
Bräutigam einen Hochzeitsanstecker und überreicht seiner Braut den Brautstrauß.
Zum Schluss bedankt sich das Brautpaar bei den Eltern für Alles was die bis
jetzt für sie gemacht haben und mit einem Segenwunsch von den Eltern machen sie
sich auf den Weg zur Kirche.
Wegezoll
Es ist üblich, den Hochzeitsumzug auf dem Weg zur Trauung anzuhalten und
Wegezoll zu verlangen. Dieser Zoll wird üblicherweise mit Schnaps, Kuchen und
etwas Geld beglichen. Die am Weg Stehenden stoßen mit den Brautleuten gemeinsam
an, bevor der Weg fortgesetzt wird.
Brautvater
Bis heute ist es üblich, dass der Brautvater seine Tochter zum Traualtar führt
und übergibt sie dort dem Bräutigam.
Ring-Tausch
Durch das Tauschen der Ringe besiegeln die Brautleute zum Abschluss der
Trauung, heute wie damals, ihre Verbundenheit.
Blumenkinder
Das Streuen von frischen Blütenblättern ist ein alter heidnischer Brauch.
Der Duft der Blumen sollte Fruchtbarkeitsgöttinnen anlocken. Diese
Hochzeitstradition soll dem Brautpaar reichlich Nachwuchs bescheren.
Brautjungfer
Früher waren laut Geschichte die Brautjungfern da, um die Braut vor
bösen Geistern zu beschützen. Es ging ja eher darum, diese zu verwirren, denn
die Geister sollten die Brautjungfern mit der Braut verwechseln. Heutzutage
sind die Brautjungfern eher die wichtigsten Helfer bei der Hochzeit.
Empfang vor dem Festsaal
(Zopf werfen)
Ingesamt fließt sehr viel Alkohol bei der Hochzeitsfeier. Die Braut und der
Bräutigam werden auch als allererstes vom Wirt mit Sekt empfangen. Danach müssen
die frisch Vermählte von einem Zopfkuchen abbeißen und den Rest nach hinten
werfen. Das soll das gut verflochtene Glück des Paares symbolisieren, das nie
auseinander gehen soll. Weiter müssen die Beiden von einem Teller etwas Zucker
lecken, damit ihr gemeinsames Leben süß wird. Anschließend wird der Teller auf
den Boden geworfen; und jetzt hat der Bräutigam eine Aufgabe zu bewältigen, die Scherben
müssen nämlich zusammenfegt werden. Dieses wird jedoch dadurch erschwert, dass
die Gäste die Scherben immer wieder wegkicken. Die Braut unterstützt ihren Mann
natürlich auch ein bisschen. Dieser Akt symbolisiert, dass man von heute an
gemeinsam die Schwierigkeiten des Lebens meistert.
Über die Schwelle tragen
Das „über die Schwelle tragen" besitzt eine symbolische Bedeutung, und zwar
beginnt hinter dieser Schwelle nun ein gemeinsames neues Leben.
Die Hochzeitsuppe
Das Brautpaar isst dessen Suppe aus einem Teller. Meistens müssen sie
einander füttern. Oft wird es sogar so gehandhabt, dass sie auch nur einen
Löffel bekommen und sich beim Füttern immer abwechseln (laut Erzählungen
ist es wohl echt mühsam bis der Teller leer ist ;)). Nicht selten wird dem
Brautpaar ein riesiges Lätzchen umgebunden, meist ein Bettlaken.
Bezahlter Tanz
Alle Gäste machen einen großen Kreis um das Brautpaar, das zu tanzen
anfängt. Dann werden Sie von den Gästen abgeklatscht. Das heißt, einer tanzt mit
dem Bräutigam, der andere mit der Braut, so dass jeder Gast eine Weile mit den
Jungvermählten tanzen darf. Die Zeit ist egal, das kommt immer auf die Gäste an.
Aber um mit einem Tanzen zu können muss bezahlt werden. Jeder zahlt soviel er
will (meistens zwischen 5 und 15€ ). Der Topf mit dem Geld wird abgedeckt, damit
niemand sehen kann, wie viel man hineinsteckt.
Besen-Tanz
Es ist ein Tanz mit einem echten Besen! Paare sind auf der Tanzfläche und
ein extra Mann, der tanzt mit dem Besen. Der DJ spielt Musik; und wenn die Musik
stoppt, wirft der Mann den Besen auf den Boden und die Paare müssen schnell den
Tanzpartner wechseln. Wer ohne einen Partner bleibt, muss mit dem Besen zu tanzen,
und das gilt als sehr peinlich.
Brautentführung
Meist sind es die guten Freunde, die die Braut entführen. Dabei ziehen die
Entführer mit der Braut von Kneipe zu Kneipe wobei der Bräutigam jedes Mal die
Zeche zahlen soll. Heute wird es meist toleranter gehandhabt. Die Entführer
gehen an einen bestimmten Ort, z. B. ein Lokal, und hinterlassen ein paar
Hinweise (Handys gibt es :)), um die Suche zu erleichtern. Dann muss der
Bräutigam seine Frau auslösen.
Unter die Haube kommen
Der prächtige Blumenkranz der Braut, heute eher durch den weißen
Brautschleier oder den Haarschmuck ersetzt, stand ursprünglich als Zeichen ihrer
Reinheit. Um Mitternacht wurde dann der Schleier abgenommen und eine schön
bestickte Haube aufgesetzt, die sie ab jetzt als Symbol der verheirateten Frau
tragen durfte. Damit wurde die Braut offiziell in den Kreis der Frauen
aufgenommen. Es gibt eine Zeremonie in der der Brauch durchgeführt wird: Alle
Frauen tanzen im Kreis um die Braut herum, meistens mit einer Kerze in der Hand.
Einer der Brautjungfer hält eine kurze Rede und danach wird die Braut von einem
Mann drei Mal gefragt, ob sie sich den Schleier abnehmen lasse oder lieber ihren
Kopf opfern möchte. Erst beim dritten Mal stimmt die Braut der Abnahme des
Schleiers zu. Es steckte etwas Magisches hinter dem „drei mal“, genau wie in den
alten Märchen.
Braut erkennen
Damit es der Bräutigam nicht immer einfach hat, wird ihm seine frisch
vermählte Frau erstmal wieder weggenommen. Zurück bekommt er sie jedoch
erst, wenn er sie auch erkennt, und das ohne sie zu sehen, denn sie ist eine der
unter dem Bettlaken versteckten Frauen.
Ein paar deutsche Traditionen werden auch nicht fehlen:
Luftballons
Manchmal lässt man mit Helium gefüllte Luftballons (meist in Herzform)
steigen, die mit dem Namen und der Anschrift des Brautpaars versehen sind. Die
Empfänger oder zufälligen Finder der Luftballons können dann dem Paar
Glückwünsche schicken.
Der Eröffnungstanz
Dieser Ehrentanz des Brautpaars ist ein Wiener Walzer und wird auch
"Eröffnungstanz" genannt. Mit diesem Hochzeitstanz wird üblicherweise nach dem
Essen das gemeinsame Tanzen für die Hochzeitsgesellschaft eröffnet.
Hochzeitliches Tortenanschneiden
Das Anschneiden der Torte bei der Hochzeit ist im wahrsten Sinne des Wortes
ein süßer Brauch. Aber bei diesem Brauch gibt es mehrere Versionen. Zum einen
wird das erste Tortenstück in Teamarbeit von Braut und Bräutigam angeschnitten.
Aber Vorsicht, wer hier die Hand oben hat, hat die Vormacht in der Ehe. Das
gemeinsam geschnittene Tortenstück wird nun auch gemeinsam gegessen. Das
geschieht so, dass die Braut den Bräutigam füttert und der Bräutigam die Braut.
Dieser Brauch soll das Eheglück sichern.
Eine andere Variante des Tortenanschneidens besagt, dass die Ehe so viele
gemeinsame Jahre hat, wie das Brautpaar Tortenstücke (für die Hochzeitsgäste)
zugeschnitten hat. Natürlich kann man diese zwei Varianten des Hochzeitsbrauchs
miteinander kombinieren!
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